Schüßlersalze
Die Biochemie (griech. Bios = Leben, Chemie = Stoffkunde) ist zum Teil aus der Homöopathie entstanden. Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts glaubten Mediziner, dass Krankheiten durch eine fehlerhafte Zusammensetzung der Körpersäfte Speichel, Urin, Blut und Galle verursacht wurden. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte der deutsche Arzt Prof. Dr. Rudolf Virchow in Berlin die menschliche Zelle. Dadurch entstand eine ganz neue Auffassung von Krankheit, Medizin und Heilung. Auch der Oldenburger Arzt und Homöopath Dr. Wilhelm Schüßler (1821-1898) verfolgte diese neue Entwicklung mit Interesse. Vor allem interessierte ihn Virchows These, dass die gestörte Funktion der Zelle zu Krankheiten führt. Kurze Zeit später erforschte der niederländische Wissenschaftler Prof. Jacob Moleschott (1822-1893) die Bedeutung von Mineralsalzen für den Organismus. Bis dahin hatte Schüßler seine Patienten 25 Jahre lang mit Homöopathie behandelt. Doch er suchte neue Wege, wollte weg von den unzählig vielen Mitteln der Homöopathie.
Um über Moleschotts Erkenntnisse hinaus zu forschen, analysierte Schüßler die Asche von Leichen aus dem Krematorium. Und fand in den unterschiedlichen Organen und Geweben jeweils unterschiedliche Mineralsalze. So zum Beispiel Magnesium und Phosphor in Muskel- und Nervengewebe, Eisen, Schwefel und Kalium in den Schleimhäuten. Außerdem stellte Schüßler einen Zusammenhang fest zwischen der jeweiligen Todesursache und dem Mangel an bestimmten Mineralien in der Asche. Für Schüßler hieß das: Wenn die fehlenden Mineralien in die Zellen gelangen, wird ein Kranker wieder gesund. Nun musste er nur noch die Mineralstoffe so zerkleinern, dass sie die Zellhülle durchdringen und ins Zellinnere gelangen konnten. Hier profitierte er von seiner homöopathischen Erfahrung. Durch vielfache Verdünnung verteilte Schüßler die Substanzen so fein, dass sie in die Zellen eindringen konnten. Diese Verdünnung heißt auch Potenzierung. Schüßler entwickelte aus den Mineralsalzen homöopathische Mineralsalze. Das war die Geburtsstunde der Schüßler-Salze. Insgesamt entdeckte Dr. Wilhelm Schüßler 12 heilende Basissalze und 12 Ergänzungsmittel. Doch bevor Schüßler an die Öffentlichkeit ging, unternahm er Therapieversuche. Patienten mit Muskelkrämpfen waren nach der Einnahme von Magnesium phosphoricum innerhalb von Minuten beschwerdefrei. An Diphterie erkrankte Kinder behandelte er erfolgreich mit Kalium chloratum. Es stellte sich heraus, dass die Mineralsalze besser wirken, wenn sie in Wasser gelöst schluckweise getrunken wurden. So werden sie größtenteils schon über die Mundschleimhaut aufgenommen, ohne dass die Salzsäure des Magens ihre Wirksamkeit beeinträchtigt.